Freie Fahrt voraus mit dem eigenen Führerschein – das wünschen sich viele Jugendliche. Wenn es nur nicht so lang bis zum 18. Geburtstag wäre… Seit 2011 gibt es Abhilfe: Mit dem Konzept "begleitetes Fahren" können Sie sich schon ab 17 Jahren hinter das Steuer setzen und losfahren.

Was ist begleitetes Fahren ab 17?

Seit 2011 dürfen Sie sich schon 6 Monate vor Ihrem 17. Geburtstag bei der Fahrschule für den Führerschein B oder BE anmelden. Dazu stellen Sie einen Antrag bei der örtlich zuständigen Fahrerlaubnisbehörde, manchmal auch "Führerscheinstelle" genannt. 

Wenn Sie die Ausbildung erfolgreich abschließen, bekommen Sie vorläufig die Prüfbescheinigung als Führerscheinersatz. Ab diesem Zeitpunkt dürfen Sie in Deutschland und Österreich ein Auto steuern, wenn eine Begleitperson mitfährt. Das wird als "begleitetes Fahren" oder kurz "BF17" bezeichnet. In manchen Medien findet sich fälschlicherweise auch der Begriff "betreutes Fahren" – dabei bezieht sich dieser eigentlich auf medizinische Fahrdienste.

Darf man mit dem BF17-Führerschein ab 18 alleine fahren?

Genau genommen ist es ja nur eine Prüfbescheinigung und kein Führerschein, den Sie für begleitetes Fahren bekommen. Ab Ihrem 18. Geburtstag können Sie die Bescheinigung allerdings gegen einen regulären Führerschein eintauschen – und ohne "Aufpasser" weiterfahren.

Vorteile des Führerscheins mit 17

Bevor die Regierung BF17 eingeführt hat, gab es in mehreren Bundesländern Modellversuche. Zum Beispiel in Niedersachsen. Hier untersuchte eine Forschungsgruppe der Universität Gießen, wie sich der Pilotversuch auswirkte. Die Ergebnisse zeigten klare Vorteile des Führerscheins mit 17: 

• Nach der Begleitphase verursachten die Teilnehmer 28,5 Prozent weniger Unfälle als die Fahranfänger einer Kontrollgruppe.
• Die Verkehrsverstöße sanken um 22,7 Prozent. Grund dafür: Die Teilnehmer an BF17 hatten ein größeres Risikobewusstsein und konnten dank Ihrer erfahrenen Begleitpersonen Verkehrssituationen besser einschätzen. 

Daher ist begleitetes Fahren nun per Gesetz bundesweit erlaubt. Wenn Sie sich für begleitetes Fahren entscheiden, sind Sie später umso sicherer im Straßenverkehr unterwegs.

Kosten für begleitetes Fahren

Wie viel kostet begleitetes Fahren? Diese Frage treibt viele Fahranfänger um, schließlich sind die meisten noch in der Ausbildung oder Schule und haben daher eher selten pralle Geldbeutel. Neben den üblichen Kosten für die Fahrausbildung zum Führerschein – etwa 1.500 bis 2.000 Euro – zahlen Sie bei BF17 folgendes:

• Ungefähr zehn Euro für Ihre Prüfungsbescheinigung
• Je nach Bundesland kommen Kosten von zwei bis zehn Euro zur Überprüfung pro Begleitperson für begleitetes Fahren dazu.

Begleitetes Fahren ab 16 – das bringt die Zukunft

Die deutschen Verkehrsminister haben sich 2018 dafür entschieden, das Mindestalter für begleitetes Fahren auf 16 Jahre abzusenken. Allerdings müssen sie dafür eine Führerscheinrichtlinie abändern und einen Modellversuch mit anderen europäischen Ländern starten. Vor 2022 ist daher kaum mit einem BF16 zu rechnen. 

Alle Bedingungen für begleitetes Fahren finden Sie im nächsten Absatz.

Mindestalter für begleitetes Fahren

Das Mindestalter für begleitendes Fahren liegt derzeit bei 17 Jahren. Wie im vorherigen Absatz beschrieben, planen Politiker allerdings, das Alter auf 16 abzusenken. Ab wann begleitetes Fahren möglich ist, könnte sich also bald ändern.

Probezeit für begleitetes Fahren

Wie beim "normalen" Führerschein dauert die Probezeit für begleitetes Fahren zwei Jahre. Sobald Sie Ihre Prüfbescheinigung bekommen, beginnt Ihre Probezeit – es sei denn, Sie haben schon früher eine Fahrerlaubnis der Klasse A1 erhalten. Ist das der Fall, wird Ihnen die bisherige Probezeit auf die zwei Jahre angerechnet. Ebenso wird die Probezeit bei BF17 mit der Probezeit für den "normalen Führerschein" verrechnet: Die meisten Teilnehmer am begleiteten Fahren haben also etwa die Hälfte der Probezeit abgeschlossen, wenn sie den "richtigen" Führerschein erhalten.

Wichtige Regeln für die Begleitperson

• Bei jeder Fahrt müssen Sie eine Begleitperson mitnehmen, die den Führerschein der Klasse B seit mindestens fünf Jahren hat.
  
  
• Was das Alter der Begleitperson für begleitetes Fahren angeht, muss sie mindestens 30 Jahre alt sein. Ein maximales Alter ist für Begleitpersonen im Gesetz für begleitetes Fahren dagegen nicht festgelegt.
  
  
• Wenn Ihre Begleitperson mehr als 0,5 Promille Alkohol im Blut oder Drogen genommen hat, darf sie Sie nicht begleiten.

Wie viele Punkte darf der Begleiter für begleitetes Fahren laut neuem Punktesystem haben?

Wenn Sie den Antrag stellen, darf Ihre Begleitperson nur einen Punkt im Flensburger Register haben. Punkte, die Ihr Begleiter erst später bekommt, sind irrelevant.

Wie viele Personen sind für begleitetes Fahren erlaubt?

Die Zahl Ihrer Begleitpersonen ist gesetzlich nicht begrenzt. Allerdings müssen alle Begleiter in Ihrer Prüfbescheinigung eingetragen sein.
Unser Tipp: Je mehr Begleitpersonen Sie haben, desto mehr Fahrerfahrung können Sie sammeln.

Muss die Begleitperson beim begleiteten Fahren vorne sitzen?

Nein, der Begleiter darf für begleitetes Fahren auch hinten sitzen. Auch, wenn beim Konzept „begleitetes Fahren“ häufig von Regeln für den Beifahrer die Rede ist: Auf dem Beifahrersitz muss er nicht zwingend Platz nehmen. Grund dafür: Diese Begleitperson dient Ihnen zwar als Ansprechpartner, darf aber in das Fahrgeschehen nicht eingreifen.

Brauchen meine Begleiter eine besondere Schulung?

Eine Schulung ist nicht zwingend nötig, viele Fahrschulen bieten jedoch freiwillige Infoveranstaltungen an.

Begleitetes Fahren im Ausland

Wo gilt begleitetes Fahren? Die Prüfbescheinigung für BF17 wird bisher nur in Deutschland und Österreich als "Führerschein-Ersatz" anerkannt. Im restlichen Ausland gilt dieses Dokument nicht als Fahrerlaubnis. 

Wichtig zu wissen:
Ihre Prüfungsbescheinigung enthält kein Foto. Nehmen Sie deswegen immer auch einen Personalausweis oder Pass mit, wenn Sie sich bei BF17 ans Steuer setzen.

Jeder macht mal Fehler – so lautet eine bekannte Redewendung. Beim Fahren werden Fehler aber oft teuer. Für "falsches" begleitetes Fahren können sogar Punkte im Fahreignungsregister anfallen. Was Sie besser vermeiden, haben wir hier zusammengetragen:

• Prüfungsbescheinigung vergessen: Haben Sie die Bescheinigung nicht dabei oder weigern sich, diese dem Polizeibeamten zu zeigen, zahlen Sie ein Verwarnungsgeld in Höhe von 10 Euro.
  
  
• Ohne Begleitperson fahren: Sind Sie für begleitetes Fahren angemeldet, aber ohne Begleitperson unterwegs, bekommen Sie Punkte in Flensburg und zahlen ein Bußgeld von 70 Euro. Außerdem wird Ihre Fahrerlaubnis in den Klassen B und BE widerrufen – das heißt: Sie müssen an einem Aufbauseminar teilnehmen und die Prüfungen widerholen. Ihre Probezeit verlängert sich um weitere zwei Jahre.
  
  Einzige Ausnahme: Sie besitzen eine Sondergenehmigung für das Fahren mit 17 ohne Begleitperson – einen Antrag dafür gibt es bei der Führerscheinstelle. Allerdings wird er nur sehr selten genehmigt. Zudem brauchen Sie für die Genehmigung ein psychologisch-medizinisches Gutachten.
  
  
• Alkohol trinken und Auto fahren: Als Fahranfänger gilt striktes Alkoholverbot – die Promillegrenze für begleitetes Fahren liegt bei null Promille. Ihre Begleitperson darf maximal 0,5 Promille im Blut haben.
  
  
• Zu schnell fahren: Sie wurden geblitzt – für begleitetes Fahren gelten bei der Geschwindigkeitsüberschreitung die gleichen Regeln wie für andere Fahranfänger in der Probezeit. Das heißt: Fahren Sie mindestens 20 km/h zu schnell ist Ihre Fahrerlaubnis erstmal weg und Sie müssen zum Aufbauseminar.

Begleitetes Fahren mit dem Roller:

Mit der Fahrerlaubnis für die Klasse B bekommen Sie auch die Klassen AM und L erteilt. Das heißt, Sie dürfen damit auch Traktoren, Quads oder Kleinkrafträder wie Roller steuern. Für diese Fahrzeuge brauchen Sie nicht mal eine Begleitperson. Das gilt allerdings nur in Deutschland. Die Prüfungsbescheinigung und ein amtliches Ausweisdokument sollten Sie dafür immer mitnehmen.

Begleitetes Fahren mit Anhänger:

Mit Ihrer Fahrerlaubnis für BF17 in der Klasse BE dürfen Sie auch mit einem Anhänger mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 3,5 Tonnen fahren. Dafür brauchen Sie allerdings wiederum eine Begleitperson.

Begleitetes Fahren mit ausländischem Führerschein:

Wenn Sie 17 Jahre alt sind und einen Führerschein eines Landes außerhalb der EU besitzen, können Sie einen Antrag auf begleitetes Fahren bei der Führerscheinstelle einreichen. Diese kann Ihre Teilnahme am BF17 genehmigen, allerdings möglicherweise Nachprüfungen fordern. Einen Rechtsanspruch darauf gibt es leider nicht.

Meistens nutzen Fahranfänger kein eigenes Auto, sondern das ihrer Eltern oder anderer Begleitpersonen. Versicherungsnehmer sollten Ihrer Kfz-Versicherung dann unbedingt Bescheid geben, damit Sie diese in den Versicherungsvertrag mit aufnimmt. Für begleitetes Fahren bleibt bei der Autoversicherung der Beitrag meistens gleich – zumindest solange Sie unter 18 sind.

Wenn Sie Ihren Führerschein mit 17 gemacht haben, genießen Sie Vorteile bei den Kfz-Versicherungen von DA Direkt. Wir belohnen Ihre Erfahrungen durch begleitetes Fahren mit niedrigeren Beiträgen als für andere Führerscheinneulinge.