Craniomandibuläre Dysfunktion: Symptome und Behandlung
Das Wichtigste in Kürze
- Eine craniomandibuläre Dysfunktion ist eine Fehlfunktion im Bereich des Kiefers mit allen damit verbundenen Beschwerden.
- Kieferschmerzen, knackende Kiefergelenke und ein „falscher Biss“ gehören zu den häufigsten Symptomen einer craniomandibulären Dysfunktion.
- Neben dem Zahnarzt sind auch Physio- und Psychotherapeuten an der Behandlung beteiligt.
- Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen nur die Kosten für die Standardtherapie mit einer Aufbissschiene – die Zahnzusatzversicherung von DA Direkt kommt auch für aufwändigere Schienen und spezielle Diagnose-Verfahren auf.
Was ist eine craniomandibuläre Dysfunktion?
Rund 15 Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden unter einer craniomandibulären Dysfunktion. Sie haben zum Beispiel Schmerzen im Bereich des Kopfes, die sich aber bis zu den Schultern und dem Rücken ziehen können. Die Diagnose ist nicht immer einfach, denn für diese Beschwerden gibt es viele Ursachen. Welche Symptome auf eine craniomandibuläre Dysfunktion hinweisen, wie die Krankheit diagnostiziert und behandelt wird, lesen Sie in diesem Ratgeber.
Eine craniomandibuläre Dysfunktion (kurz: CMD) ist eine Störung des Kausystems, einem komplexen Zusammenspiel aus Zähnen, Muskeln und Kiefergelenken. Der medizinische Fachausdruck setzt sich zusammen aus:
- cranio vom lateinischen Wort „cranium“ für Schädel
- mandibulär vom latenischen Wort „mandibula“ für Unterkiefer und
- Dysfunktion, was Fehlfunktion oder Beeinträchtigung der Funktion bedeutet.
Eine craniomandibuläre Dysfunktion bezeichnet also eine Fehlfunktion im Bereich zwischen Schädel und Unterkiefer. Die CMD fasst verschiedene Krankheitsbilder zusammen, die einzeln oder zusammen auftreten können:
- Erkrankung der Kiefergelenke
- Erkrankung der Kaumuskulatur
- fehlerhafter Zusammenbiss der Zähne des Ober- und des Unterkiefers (Okklusionsstörung oder „falscher Biss“)
Gut zu wissen: Bei einer CMD-Erkrankung können auch andere Bereiche des Körpers wie Nacken und Rücken betroffen sein, die auf den ersten Blick nicht mit dem Kausystem zusammenhängen. Dieses ist jedoch über Muskeln und Nerven eng mit dem Kopf und der Wirbelsäule verbunden. Probleme mit den Kaumuskeln führen daher häufig dazu, dass sich auch Muskeln im Kopf- und Nackenbereich verspannen. Die Schmerzen können sich dann bis in den Rücken und die Oberschenkelregion hinziehen. Umgekehrt können auch Störungen im Bewegungsapparat zu einer Erkrankung des Kausystems führen.
Welche Symptome treten bei einer CMD auf?
Diese Symptome deuten auf eine craniomandibuläre Dysfunktion hin:
- Kieferschmerzen auf einer oder beiden Seiten im Ober- oder Unterkiefer (beim Kauen oder in Ruhestellung)
- Kieferverspannung
- Schmerzen im Kiefergelenk
- berührungsempfindliche Kiefergelenke
- Knacken und Reiben in den Kiefergelenken
- Zahnschmerzen
- Fehlbiss (Zähne von Ober- und Unterkiefer treffen nicht optimal zusammen)
- Bruxismus (Zähneknirschen)
- Mund kann nicht richtig geöffnet werden
Begleitsymptome
Patienten mit CMD klagen häufig auch über diese Beschwerden:
- Kopf- und Nackenschmerzen
- Schulter- und Rückenschmerzen
- Ohrenschmerzen bei Mundbewegungen
- Schwindelgefühl
- Tinnitus
- Schluckbeschwerden
- Stress, Migräne, Schlafstörungen
Besser abgesichert bei CMD-Beschwerden: Die Zahnzusatzversicherung von DA Direkt deckt auch aufwändigere Schienen und spezielle Diagnose-Verfahren ab.
Ursachen einer craniomandibulären Dysfunktion
Zahnärzte gehen davon aus, dass verspannte Kau-, Kopf- und Gesichtsmuskeln eine CMD auslösen. Dabei gibt es vor allem zwei Risikofaktoren, die die Krankheit begünstigen:
Zahn- und Kieferfehlstellungen
- Zahnlücken sowie zu hohe oder zu niedrige Füllungen, Brücken oder Kronen können zu einem Fehlbiss, auch „falscher Biss“ genannt, führen.
- Durch Kieferfehlstellungen werden die Zähne ungleich belastet. Kau- und Gesichtsmuskeln versuchen, die Position auszugleichen und verspannen.
Stress und psychische Probleme
- Stress kann der Auslöser für Bruxismus sein. Das bedeutet: Viele Menschen, die unter beruflichem oder privatem Druck stehen, knirschen vor allem nachts mit den Zähnen oder pressen die Zähne aufeinander. Beides erfordert einen hohen Kraftaufwand der Muskeln und führt langfristig zu Verspannungen, Schmerzen und Abnutzung der Zähne. Letzteres hat wiederum einen „falschen Biss“ zur Folge.
- Durch die ständig angespannten Kaumuskeln können sich Teile der Kiefergelenke verschieben. Die Folge sind Schmerzen und der Mund kann nicht mehr weit geöffnet werden.
Diagnose einer CMD
Da die Symptome einer craniomandibuläre Dysfunktion sehr unterschiedlich sind, diagnostizieren selbst Fachärzte die Krankheit nicht immer sofort. Rückenbeschwerden oder Kopfschmerzen etwa können viele Ursachen haben. Deshalb suchen Patienten häufig verschiedene Ärzte auf, bevor Sie zu einem Zahnarzt kommen, der die genaue Diagnose stellt. Dabei wendet der Zahnarzt oder die Zahnärztin verschiedene Diagnose-Verfahren an, um festzustellen, ob eine CMD vorliegt:
- Biss-Check: Sie beißen auf zwei Holzspatel, die links und rechts auf Ihrer unteren Zahnreihe liegen. Befinden sich die beiden Spatel auf derselben Ebene, greifen Ihre Zähne im Ober- und Unterkiefer wahrscheinlich harmonisch ineinander. Ist ein Spatel höher als der andere, liegt bei Ihnen möglicherweise ein Fehlbiss vor. Das bedeutet: Ober- und Unterkiefer treffen nicht in der idealen Position aufeinander. Ist das der Fall, wird Sie Ihr Zahnarzt weiter untersuchen oder Ihnen eine Behandlungsform empfehlen.
- Funktionsanalyse: Ihr Zahnarzt macht sich mit diesem Diagnose-Verfahren ein genaues Bild Ihrer Kauorgane. Er untersucht zunächst Ihre Zähne und erfasst so mögliche Fehlstellungen. Außerdem tastet er die Kaumuskulatur und Gelenke sorgfältig ab. Er wird sich auch nach Ihrer aktuellen Lebenssituation erkundigen, also ob Sie gerade unter Stress stehen oder Sie etwas belastet. Anschließend folgt eine instrumentelle Funktionsanalyse, die für Sie schmerzfrei ist. Dabei simuliert er mit technischen Instrumenten die Unterkieferbewegungen und die Zahnkontakte beim Kauen und identifiziert so Fehlfunktionen.
- Magnetresonanztherapie (MRT): Damit kann Ihr Zahnarzt die Kiefergelenke näher untersuchen. In diesem bildgebenden Verfahren sieht er die einzelnen Strukturen (Knochen und Weichgewebe) des Gelenks und erkennt so Veränderungen und Funktionsstörungen.
Weisen nicht nur die Symptome auf eine craniomandibuläre Dysfunktion hin, sondern hat sich die Erkrankung auch in der Diagnose bestätigt, schlägt Ihnen Ihr Zahnarzt eine passende Therapie vor.
Behandlung einer craniomandibulären Dysfunktion
Je früher Sie mit der Behandlung beginnen, umso besser ist eine CMD heilbar. Haben sich die Symptome bereits über einen längeren Zeitraum verfestigt, dauert es entsprechend lange, bis Sie die CMD-Beschwerden wieder los sind.
Was ist die richtige CMD-Therapie?
Das kommt darauf an, welche Symptome Sie haben und welche Ursachen dahinter stecken. In der Regel hilft eine individuelle Therapie am besten, an der neben dem Zahnarzt auch ein Kieferorthopäde, ein Physiotherapeut, ein Osteopath oder ein Psychotherapeut mitwirken. Das bedeutet: Es ist eine ganzheitliche Therapie erforderlich, die verschiedene Fachärzte und Therapeuten einbezieht.
- Aufbissschiene: Am häufigsten verordnen Zahnärzte bei CMD eine Aufbissschiene. Sie entlastet die Kiefergelenke und entspannt die Kaumuskulatur. Die Kunststoffschiene bedeckt alle Zähne im Kiefer und wird individuell angepasst. Sie muss je nach Schwere der Erkrankung nur nachts oder tagsüber oder rund um die Uhr getragen werden. Der Zahnarzt kontrolliert den Sitz der Schiene regelmäßig und passt sie an.
- Zahnbehandlung: Haben sich die Symptome der craniomandibulären Dysfunktion mit der Schiene gebessert, bekämpft der Zahnarzt auch die Ursachen: Er schließt zum Beispiel Zahnlücken und schleift einzelne Zähne oder Füllungen ab, die einen Fehlbiss auslösen. Neue passende Kronen oder Brücken können verhindern, dass es erneut zu Problemen kommt. Manchmal sind kieferorthopädische Korrekturen nötig.
- Physiotherapie und Osteopathie: Muskuläre Verspannungen im Kiefer können sich auf den gesamten Bewegungsapparat auswirken. Deshalb spielt die Physiotherapie bei der Behandlung von CMD eine wichtige Rolle. So können Ihnen Physiotherapeuten Übungen zeigen, die die Muskeln lockern und die Durchblutung fördern. Auch Massagen, Wärme- und Kälteanwendungen, Behandlung mit Rotlicht und Mikrowellen haben sich als wirkungsvoll erwiesen.
- Psychotherapie: Wenn Sie merken, dass die Behandlung bei Ihrem Zahnarzt nicht anschlägt und Sie zusätzlich Stress im Beruf oder zu Hause haben, kann Ihnen auch ein Psychotherapeut weiterhelfen. Er gibt Ihnen Tipps, wie Sie Stress abbauen und sich entspannen.
- Medikamente: Um die Symptome einer CMD zu lindern, helfen in manchen Fällen auch Schmerzmittel, Entzündungshemmer oder Muskelrelaxantien, die die Kiefermuskeln entspannen. Diese Mittel sollten Sie jedoch nur über einen kurzen Zeitraum und nach genauer Anleitung des Arztes einnehmen. Sie ersetzen nicht die Behandlung der Ursachen einer CMD.
- Chirurgischer Eingriff: Diese Art der Behandlung einer craniomandibulären Dysfunktion kommt nur infrage, wenn eine Aufbissschiene sowie eine Zahnbehandlung nicht den gewünschten Effekt haben und die Beschwerden weiterhin bestehen. Dann kann es sein, dass zum Beispiel eine Gelenkspülung nötig ist. Das ist ein minimalinvasiver Eingriff, bei dem der Arzt entzündete Zellen mit einer Flüssigkeit aus dem Gelenk herausspült.
Was kann ich bei CMD selbst tun?
Um die Beschwerden einer CMD zu lindern, können Sie selbst einiges unternehmen:
- sich selbst beobachten: Finden Sie heraus, in welchen Situationen Sie tagsüber die Zähne aufeinander pressen und den Kiefer anspannen. Öffnen Sie dann den Mund für einige Sekunden und schließen Sie ihn wieder entspannt. Denken Sie daran: Ihre Zähne sollten sich nur beim Kauen und Schlucken kurz berühren. Anschließend gehen Sie wieder auseinander und halten etwas Abstand.
- Stress bewältigen: Yoga und autogenes Training helfen Ihnen, Stress abzubauen. Auch Ausdauersport, Spaziergänge oder eine Radtour sind ein guter Ausgleich zum anstrengenden Alltag.
- soziale Kontakte und Hobbys pflegen: Treffen Sie sich mit Freunden und Verwandten, gönnen Sie sich Auszeiten mit der Familie und suchen Sie sich ein Hobby, bei dem Sie sich entspannen.
- Kiefermuskeln lockern: Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl und legen Sie die Hände auf dem Tisch vor sich ab. Schließen Sie die Augen und atmen Sie entspannt ein und aus. Öffnen Sie den Mund zunächst wenig und schließen ihn wieder. Wiederholen Sie dies und öffnen Sie dabei den Mund immer weiter in einer fließenden, leichten Bewegung.
Was kostet eine CMD-Behandlung?
Grundsätzlich gilt: Nur wenn eine CMD Schmerzen verursacht, ist sie behandlungsbedürftig. Haben Sie Beschwerden im Kieferbereich und wenden sich damit an Ihren Zahnarzt, kommt Ihre gesetzliche Krankenkasse für die erste Untersuchung auf. Die Kosten für weitere aufwändige Diagnose-Verfahren wie die CMD-Funktionsanalyse übernimmt die Krankenkasse nicht.
Sie beteiligt sich dafür an den Kosten für die eigentliche CMD-Behandlung. Dazu gehören auch Aufbissschienen. Vor Beginn der Therapie erhalten Sie einen Heil- und Kostenplan, in dem Ihr Zahnarzt oder Ihre Zahnärztin auflistet, welche Behandlungsmethode mit welchen Kosten verbunden ist. Er oder sie wird Ihnen auch erklären, was davon eine Kassenleistung ist und welche Kosten Sie selbst bezahlen müssen.
Diese Kosten für eine CMD-Schiene übernehmen die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV):
- adjustierte Aufbissbehelfe (adjustiert = individuell eingestellt; werden nach einem Kieferabdruck geformt)
- Miniplastschienen mit individuell geformtem Kunststoffrelief, die hauptsächlich nachts getragen werden
- spezielle Aufbissschienen, die alle Aufbissflächen bedecken (sog. Stabilisierungsschienen, die das Kiefergelenk entlasten und die Kaumuskulatur entspannen)
Alle anderen, aufwändigeren Schienen müssen Sie aus eigener Tasche bezahlen. Das können mehrere hundert Euro pro Schiene sein. Es sei denn, Sie haben eine Zahnzusatzversicherung. Mit der Zahnzusatzversicherung von DA Direkt senken Sie Ihren Eigenanteil an den Kosten. Sie übernimmt auch umfangreichere Diagnose-Verfahren wie die Funktionsanalyse und kommt für eventuell nötigen Zahnersatz auf.
Häufige Fragen zur Behandlung einer craniomandibulären Dysfunktion
Was tun bei Kiefergelenksdysfunktion?
Eine Kiefergelenksdysfunktion ist eine Form der craniomandibulären Dysfunktion. Wenn Sie zum Beispiel Schmerzen im Kiefergelenk haben, Ihr Kiefer knackt oder Sie den Mund nicht richtig öffnen können, wenden Sie sich an Ihren Zahnarzt. Er kann feststellen, ob bei Ihnen die Krankheit vorliegt. Zur Behandlung empfiehlt er Ihnen dann wahrscheinlich eine Aufbissschiene. Auch Entspannungs- und Dehnungsübungen helfen, die Kiefergelenke zu entlasten.
Wie lange dauert es, bis eine Aufbissschiene wirkt?
Das hängt davon ab, wie lange Sie schon Beschwerden haben und wie stark diese sind. Bei leichteren Fällen kann es sein, dass die Symptome schon nach wenigen Tagen deutlich abklingen. Leiden Sie schon lange unter CMD, kann es mehrere Wochen dauern, bis sich die Beschwerden bessern. Deshalb ist auch die gesamte Behandlungsdauer individuell. Sie reicht von einigen Wochen bis zu mehreren Jahren.
Was macht ein Physiotherapeut bei CMD?
Hat Ihr Zahnarzt eine CMD bei Ihnen diagnostiziert und eine Aufbissschiene zur Behandlung verordnet, kann Ihnen zusätzlich Physiotherapie helfen, Muskelverspannungen zu lösen. Der Therapeut massiert zum Beispiel Ihre Muskeln im Bereich der Kiefergelenke und zeigt Ihnen Übungen, die Sie selbst zu Hause machen können. Gut zu wissen: Die Krankengymnastik verschreibt Ihnen der Haus- oder Zahnarzt – sie wird von der Krankenkasse bezahlt (in der Regel sechs Behandlungen).
Was macht ein Osteopath bei CMD?
Der Osteopath und der Zahnarzt können zur Behandlung einer CMD zusammenarbeiten. Zunächst untersucht der Osteopath den gesamten Körper, um Fehlhaltungen und Verspannungen, die mit dem Kiefer zusammenhängen, zu lokalisieren und zu lösen. Anschließend folgt die CMD-Therapie beim Zahnarzt. Nach einem Abdruck der Zähne von Ober- und Unterkiefer fertigt er eine individuelle Aufbissschiene an, um einen Fehlbiss langfristig zu korrigieren.
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