Kinderkieferorthopädie: vom ersten Besuch bis zur Behandlung
Das Wichtigste in Kürze
- Stellen Sie oder Ihr Zahnarzt bei Ihrem Kind eine Fehlstellung des Kiefers fest, wenden Sie sich an einen Kieferorthopäden – und das unabhängig von seinem Alter.
- Die Kinderkieferorthopädie empfiehlt: Fehlstellungen wie ausgeprägte Kreuz- oder Vorbisse bereits im Kleinkindalter behandeln.
- Ansonsten steht ein erster Termin beim Kieferorthopäden im Alter zwischen fünf und sechs Jahren an
- Der Kieferorthopäde entscheidet bei jedem kleinen Patienten individuell, wann der richtige Zeitpunkt für eine Behandlung mit Zahnspange ist.
Deshalb ist Kinderkieferorthopädie wichtig
Die Schneidezähne Ihres Jüngsten stehen etwas weit auseinander. Das sieht ziemlich niedlich aus und sorgt dafür, dass Ihr Sprössling durch seine Lücke lustig pfeifen kann. Doch gleichzeitig fragen Sie sich, ob sich das noch verwächst – oder ob Sie mit Ihrem Kind deshalb zum Kieferorthopäden sollten. In welchen Fällen und ab welchem Alter eine kieferorthopädische Behandlung sinnvoll ist, verraten wir Ihnen in diesem Ratgeber. Zudem erfahren Sie, warum in der Kinderkieferorthopädie manche Fehlstellungen des Kiefers möglichst früh behandelt werden sollten.
Kinderkieferorthopädie: Früh behandeln – Folgeerkrankungen vermeiden
Je früher der Kieferorthopäde Zahn- und Kieferfehlstellungen bei Kindern erkennt und behandelt, umso leichter und meist auch schneller kann er sie korrigieren. Das Ergebnis sind ein gesunder Kiefer und gerade, ebenmäßige Zähne, die das Selbstbewusstsein Ihres Kindes stärken.
Doch nicht nur aus optischen Gründen sollten Sie eng stehende und schiefe Zähne sowie Kieferfehlstellungen Ihres Kindes frühzeitig behandeln lassen. Denn diese sind häufig auch die Ursache für unterschiedliche Beschwerden wie...
- Probleme beim Abbeißen, Kauen und Schlucken
- Schwierigkeiten beim Sprechen, zum Beispiel wenn Ihr Kind lispelt oder nuschelt
- eine gestörte Atmung
- Kopf- und Nackenschmerzen bei Fehlstellungen der Kiefergelenke
- Verspannungen
- Konzentrationsstörungen
- Karies und Parodontitis, wenn die Zähne sehr eng stehen
Mit der richtigen und frühzeitigen kieferorthopädischen Behandlung können Sie solche Beschwerden vermeiden oder schon im Kindesalter beheben – und Sie beugen vielen Zahnerkrankungen wie Karies bei Milchzähnen und Parodontitis vor.
Erster Besuch beim Kieferorthopäden
Experten für Kinderkieferorthopädie empfehlen: Machen Sie den ersten Termin beim Spezialisten, wenn Ihr Kind zwischen fünf oder sechs Jahre alt ist. In diesem Alter beginnt der Kieferorthopäde in der Regel noch nicht mit der Behandlung. Allerdings erkennt er bereits, ob sich Zahn- und Kieferfehlstellungen beim Kind abzeichnen, und weiß dann, wann der richtige Zeitpunkt für die Behandlung ist. Stichwort: kieferorthopädische Vorsorge & Früherkennung. Meistens rät er zu weiteren Kontrollterminen im Abstand von ungefähr einem Jahr.
Die eigentliche Kieferregulierung bei Kindern startet meist erst, wenn Ihr Nachwuchs zwischen 9 und 13 Jahre alt ist. Dann sind die meisten Milchzähne ausgefallen und die bleibenden Eck- und Seitenzähne durchgebrochen. Gut zu wissen: In diesem Alter befindet sich der Kiefer noch im Wachstum und lässt sich so leichter von außen beeinflussen. Das nutzt der Kieferorthopäde, um Fehlstellungen mit einer Zahnspange sanft zu korrigieren.
Frühkindliche kieferorthopädische Behandlung
In einigen Fällen ist jedoch eine Frühbehandlung in der Kieferorthopädie nötig, zum Beispiel
- wenn ein Kind eine angeborene Lippen-Kiefer-Gaumenspalte hat,
- unter einem sogenannten offenen Biss leidet
- oder der Kiefer zu wenig Platz für die Zähne bietet.
In solchen Fällen beginnt der Kieferorthopäde die Behandlung bereits am Milchgebiss. Dann ist eine Zahnspange schon bei Milchzähnen sinnvoll.
Geben Sie Ihren Kindern die bestmögliche Unterstützung: Informieren Sie sich über die Möglichkeiten der DA Direkt Zahnzusatzversicherung, besonders im Bereich der Kieferorthopädie.
Häufige Zahnstellungen bei Kindern
In der Kinderkieferorthopädie geht es darum, Zahn- und Kieferfehlstellungen möglichst früh zu erkennen und zu beseitigen. Bei der Untersuchung prüft der Kieferspezialist deshalb, ob die Zähne im Ober- und Unterkiefer optimal zusammenpassen und gerade im Kiefer stehen.
In der Regel ist eine kieferorthopädische Behandlung nötig, wenn das Kindergebiss diese Fehlstellungen aufweist:
Offener Biss
Treffen die oberen und unteren Schneidezähne beim Zusammenbeißen nicht aufeinander und bilden stattdessen eine Lücke, sprechen Kieferorthopäden von einem offenen Biss.
Die Ursache dafür sind häufig sogenannte Habits. Ärzte verstehen darunter „schlechte Angewohnheiten“ von Kindern wie Daumenlutschen, Nuckeln, Lippenbeißen oder Zungenpressen (die Zunge drückt von innen gegen die oberen oder unteren Schneidezähne). Der Grund: Lutscht ein Kind sehr lange am Daumen oder nuckelt es ausgiebig am Schnuller, kann sich der Kiefer verformen und die Schneidezähne werden zur Seite gedrückt. Deshalb tritt ein offener Biss vor allem bei Kleinkindern auf.
Behandlung in der Kinderkieferorthopädie: Der offene Biss muss nicht unbedingt kieferorthopädisch behandelt werden. Häufig reicht es aus, wenn Sie Ihrem Kind die „schlechte Angewohnheit“ möglichst rasch abgewöhnen. Je jünger das Kind dabei ist, umso eher wächst sich der offene Biss aus. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte empfiehlt Eltern, zwischen dem siebten Monat und dem ersten Lebensjahr damit zu beginnen, ihrem Nachwuchs den Schnuller abzugewöhnen. Spätestens ab dem dritten Lebensjahr sollten die Kleinen ohne Nuckel auskommen.
Kreuzbiss
Beim Kreuzbiss beißen Kinder die Seitenzähne nicht korrekt aufeinander. Dabei stehen entweder die Seitenzähne im Oberkiefer zu weit innen oder die Seitenzähne im Unterkiefer zu weit außen. Der Fehlbiss tritt entweder auf einer Seite oder beidseitig auf. Die Ursache ist meist ein zu kleiner Oberkiefer aufgrund von Wachstumsstörungen. Kinder mit einem Kreuzbiss haben meist Schwierigkeiten, wenn sie sprechen, kauen und atmen. Unbehandelt wächst das Gesicht asymmetrisch weiter. Da beim einseitigen Kreuzbiss die Kiefergelenke nicht gleichmäßig belastet werden, nutzen sich die Zähne vorzeitig ab. Außerdem treten häufig Verspannungen und Migräne auf.
Behandlung in der Kinderkieferorthopädie: Kieferspezialisten empfehlen, einen Kreuzbiss mit einer Zahnspange so früh wie möglich zu behandeln.
Großer Überbiss
Steht der Oberkiefer im Verhältnis zum Unterkiefer zu weit vor, handelt es sich um einen großen bzw. vergrößerten Überbiss. Die Ursache: Der Oberkiefer ist wachstumsbedingt zu groß bzw. der Unterkiefer zu klein. Bei diesem Fehlbiss haben die oberen Schneidezähne zu viel Abstand zu den Unteren (beim normalen Gebiss sind es zwischen 2 und 3 Millimeter). Das Risiko, dass sich das Kind etwa bei einem Sturz vom Fahrrad oder beim Ballspielen die oberen Schneidezähne verletzt, ist sehr hoch.
Behandlung in der Kinderkieferorthopädie: Je nachdem, wie stark der Überbiss ausgeprägt ist, raten Kieferspezialisten zu einer kieferorthopädischen Frühbehandlung. Auch bei einem Überbiss kommt eine Zahnspange infrage, um den Kiefer zu regulieren.
Vorbiss oder umgekehrter Überbiss
Bei dieser Kieferfehlstellung stehen die Schneidezähne im Unterkiefer weiter vorne als die im Oberkiefer. Der Grund ist in diesem Fall ein zu kleiner Oberkiefer. Kinder mit diesem Fehlbiss leiden häufig unter den optischen Auswirkungen wie einem stark ausgeprägten Kinn, einer großen Unterlippe und einem flachen Gesichtsprofil. Außerdem haben sie Schwierigkeiten, wenn sie sprechen oder von etwas abbeißen wollen.
Behandlung in der Kinderkieferorthopädie: Um den Vorbiss zu beheben, nutzen Kieferorthopäden die Wachstumsphase des Kiefers und empfehlen daher eine Frühbehandlung mit einer Zahnspange. Dies sollte vor dem achten oder neunten Lebensjahr passieren. Grund dafür: Ab einem Alter von etwa 14 Jahren ist der Kiefer ausgewachsen und eine Behandlung entsprechend schwieriger. In manchen Fällen ist dann zusätzlich ein chirurgischer Eingriff nötig.
Tief- und Deckbiss
Überlappen die oberen Schneidezähne die unteren um mehr als 3,5 Millimeter (beim normalen Gebiss sind es 2 bis 3 Millimeter), handelt es sich um einen Tiefbiss. Sind die oberen Schneidezähne zusätzlich nach hinten gekippt, sprechen Ärzte der Kinderkieferorthopädie von einem Deckbiss. Leidet Ihr Kind unter diesen Fehlbissen, können die oberen Schneidezähne bis zum Zahnfleisch des Unterkiefers bzw. die unteren bis zum Gaumen reichen. So kann sich das Kind selbst die Schleimhaut verletzen, wenn es sich ins Zahnfleisch oder den Gaumen beißt. Kinder mit dieser Fehlstellung haben zudem häufig Schmerzen, wenn sie kauen oder sprechen. Hinzu kommen in vielen Fällen Beschwerden mit den Kiefergelenken.
Behandlung in der Kinderkieferorthopädie: Der Tief- und Deckbiss ist meist genetisch bedingt, sodass ihn Kieferspezialisten sehr früh feststellen können. Im Kindesalter behandeln sie ihn in der Regel mit einer herausnehmbaren bzw. losen Zahnspange.
Lese-Tipp: Erfahren Sie im Ratgeber, was eine Zahnspange für Kinder kostet und welche Kosten die DA Direkt Zahnzusatzversicherung übernimmt.
Weitere Fälle für eine kieferorthopädische Frühbehandlung
- Zahnlücke bei Kindern: Hat Ihr Kind einzelne Milchzähne vorzeitig durch einen Unfall oder Karies verloren, setzt der Kieferorthopäde einen sogenannten Lückenhalter ein. Das ist eine spezielle lose Zahnspange, um Platz für die bleibenden Zähne zu lassen.
- Engstand bzw. Platzmangel: Ist zu wenig Platz für die bleibenden Zähne im Kiefer, kann es sein, dass sie im Kiefer verbleiben oder schief wachsen. Damit das nicht passiert, versucht der Kieferorthopäde das Wachstum eines zu kleinen Kiefers anzuregen. Dazu setzt er zum Beispiel lose Zahnspangen oder Apparaturen zur Gaumennahterweiterung bei Kindern mit zu schmalem Oberkiefer ein.
Unser Tipp: Ob feste oder lose, durchsichtige oder innenliegende Zahnspange – erfahren Sie in unserem Ratgeber, welche Möglichkeiten einer Zahnkorrektur mit welcher Zahnspange es gibt.
Häufige Fragen und Antworten zum Thema „Kinderkieferorthopädie“
Wann zum Kieferorthopäden: In welchem Alter sollte ich mit meinem Kind zum ersten Mal den Facharzt aufsuchen?
Stellen Sie oder der Kinderzahnarzt eine ausgeprägte Kieferfehlstellung bei Ihrem Kleinkind fest, sollten Sie zeitnah mit ihm zum Kieferorthopäden gehen – unabhängig von seinem Alter. Bei den meisten Kindern ist ein erster Besuch beim Kieferspezialisten zwischen dem fünften und sechsten Lebensjahr sinnvoll, also bevor Ihr Kind in die Grundschule kommt. Dann stellt der Arzt fest, ob Ober- und Unterkiefer im richtigen Verhältnis zueinander stehen. Ist das nicht der Fall, kann je nach Fehlstellung eine kieferorthopädische Frühbehandlung am Milchgebiss nötig sein. Möglicherweise empfiehlt der Kieferorthopäde in den kommenden Jahren weitere Kontrolltermine und wartet mit der Behandlung ab, bis die bleibenden Zähne durchbrechen.
Ab wann ist eine Zahnspange möglich?
Das hängt von der Art und Ausprägung der Kieferfehlstellung ab. Ab einem Alter von etwa vier Jahren ist eine Frühbehandlung am Milchgebiss mit einer Zahnspange möglich, zum Beispiel bei einem starken Über- oder Kreuzbiss. Viele Kinder werden auch im Grundschulalter behandelt, wenn die ersten bleibenden Zähne durchbrechen. In dem Alter ist es zum Beispiel sinnvoll, Lückenhalter einzusetzen, wenn ein Milchzahn durch einen Unfall vorzeitig ausgefallen ist.
Bei Kindern ab neun Jahren nutzen Kieferorthopäden die Wachstumsphase, um den Kiefer in die richtige Position zu bringen. Im Alter zwischen 13 und 14 Jahren sind die bleibenden Zähne alle durchgebrochen und der Kiefer ausgewachsen. Der Kieferorthopäde behandelt dann vor allem Zahnfehlstellungen mit festen Zahnspangen. Laut Robert-Koch-Institut tragen 55 Prozent der Mädchen und 50,8 Prozent der Jungen in diesem Alter eine Zahnspange.
Wie lange muss mein Kind die Zahnspange tragen?
Je nach Alter und Fehlstellung tragen Kinder eine Zahnspange im Durchschnitt zwischen anderthalb und drei Jahren. In leichten Fällen beträgt die Behandlungsdauer mit Zahnspange nur etwa ein Jahr. Aufwändigere Behandlungen können bis zu fünf Jahren dauern.
Wer zahlt die Zahnspange bei Kindern?
Ihre gesetzliche Krankenversicherung (GKV) übernimmt einen Teil der Kosten für die Zahnspange Ihres Kindes. Vorausgesetzt: Die Zahnkorrektur ist medizinisch notwendig. Das hängt von der jeweiligen KIG-Einstufung ab, den kieferorthopädischen Indikationsgruppen. Sie teilen Zahnstellungen in fünf Schweregrade ein. Kurz: KIG 1 bis 5. Dabei steht KIG 1 für den geringsten und KIG 5 für den höchsten Schweregrad.
Für Behandlungen im Bereich Kinderkieferorthopädie bezahlt die GKV ab KIG 3 und übernimmt 80 Prozent vom Gesamtbetrag der Regelversorgung (= einfachste Versorgung) – bis zum Ende des 17. Lebensjahres. 20 Prozent der Kosten tragen Sie als Eltern immer selbst. Diesen Eigenanteil bekommen Sie von Ihrer GKV erstattet, wenn Ihr Kind die Behandlung erfolgreich abgeschlossen hat. Sie müssen diese jedoch während der Therapie vorstrecken – in der Regel vierteljährlich.
Vorteil einer privaten Zahnzusatzversicherung: Sie greift bereits ab KIG 1 und 2. Der DA Direkt Zahnschutz übernimmt zum Beispiel bis zu 90 Prozent (maximal 1.800 Euro) im Tarif Premium und im Tarif Premium Plus bis zu 100 Prozent (maximal 2.000 Euro). Zudem deckt die Zahnzusatzversicherung die Mehrkosten für kieferorthopädische Leistungen ab, die über die Regelversorgung hinausgehen – etwa die Kosten für transparente Mini-Brackets, Aligner-Therapie, Incognito-Lingualtechnik, farbige Bögen/Teilbögen und mehr.
Übrigens: Eine kieferorthopädische Behandlung kostet mehrere tausend Euro. Deshalb lohnt sich eine Zahnzusatzversicherung für Kinder gerade im Bereich Kieferorthopädie.
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