Gaunerzinken: Das bedeuten die internationalen Einbrecher-Symbole
Das Wichtigste in Kürze
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Gaunerzinken sind Symbole, die Einbrecherbanden zugeschrieben werden. Damit verständigen sich Kriminelle darüber, wo etwas zu holen ist oder wann die Bewohner außer Haus sind.
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Die einfachen Zeichen erscheinen hin und wieder auf Hauswänden, Garagen und Briefkästen.
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Die Polizei stellte jedoch fest, dass nicht öfter eingebrochen wird, wenn solche Symbole auftauchen.
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Sichern Sie Ihr Haus dennoch gerade in der dunklen Jahreszeit gegen Einbruchdiebstahl ab. Die Hausratversicherung springt ein und kommt für den materiellen Schaden auf, wenn doch einmal bei Ihnen eingebrochen wurde.
Das steckt hinter den Gaunerzinken
Wellenlinien, Kreise, Kreuzchen: Gaunerzinken tauchen bis heute hin und wieder an Gebäuden und Grundstücken auf. Ob es sich um harmlose Kinderzeichnungen oder ein geheimes Symbol von Verbrecherbanden handelt, ist nicht so einfach zu erkennen. Welche Ganovenzeichen es gibt, was sie bedeuten und was zu tun ist, wenn Sie eines entdecken, lesen Sie in diesem Ratgeber.
Was sind Gaunerzeichen?
Gaunerzinken, auch Gaunerzeichen oder -haken, sind grafische Symbole, deren Ursprung bis ins Mittelalter zurückreicht. Über solche Geheimcodes verständigten sich damals Menschen, die am Rand der Gesellschaft lebten, zum Beispiel Diebe und Gauner, aber auch Bettler, Hausierer, Landstreicher und Drücker. Sie malten die kleinen Zeichen mit Kreide oder Kohle auf Wände oder ritzten sie direkt in die Mauer.
Die Zeichen enthielten kleine Botschaften und Nachrichten, die nur Gleichgesinnte verstanden. Sie gaben aber auch Hinweise zu bestimmten Personen oder einer geplanten Straftat. Bettler etwa informierten sich mithilfe der internationalen „Gaunersprache“ gegenseitig, bei wem es ratsam sei, nach Almosen zu fragen, und ob es sich möglicherweise lohnt, sich dabei als fromm auszugeben.
Der Begriff „Zinken“ oder „Zink“ leitet sich möglicherweise vom lateinischen Wort „signum“ = Zeichen ab. Aber es könnte auch wegen der Form einiger Symbole auf das althochdeutsche Wort „zinko“ = Zacke, Spitze zurückgehen.
Die Bedeutung von Gaunerzinken heute
Bis heute sind Gaunerzeichen immer wieder in unterschiedlichen Gegenden Deutschlands zu finden. Bei den Symbolen handelt es sich überwiegend um sogenannte Einbrecher-Markierungen, also Zeichen, die möglicherweise Ausspäher einer Gegend für ihre Nachfolger hinterlassen. Die Zeichen sollen zum Beispiel Hinweise geben, ob es in einem Haus etwas zu holen gibt, ob eine alleinstehende Person darin lebt oder mit einem bissigen Hund zu rechnen ist. Wie viele dieser Symbole echt sind oder ob es sich um Kritzeleien von Kindern beziehungsweise Scherzkeksen handelt, ist unklar.
Gut zu wissen: Die Polizei geht davon aus, dass nicht öfter eingebrochen wird, wenn diese Zeichen heute irgendwo entdeckt werden. Außerdem kommunizieren auch Mitglieder von organisierten Banden heute meistens per Smartphone. Sie machen Bilder von lohnenswerten Objekten und tauschen ihre Beobachtungen über Messenger aus.
Beispiele für Gaunerzinken
- Ein waagrechter Strich und drei senkrechte Striche: Hier gibt es etwas
- Zwei waagrechte Striche und drei senkrechte Striche: Hier gibt es Geld
- Ein Kreis mit einem Kreuz: Hier gibt es Essen
- Ein Beil: Für Arbeit gibt es was
- Ein Haken: Krank spielen lohnt sich
- Ein durchgestrichener Kreis: Übernachtung möglich
- Ein aufrechtes Kreuz: Fromm stellen lohnt sich
- Ein waagrechter und ein senkrechter Strich: alleinstehende Person
- Ein Dreieck: alleinstehende Frau
- Eine Raute: unbewohntes Haus/unbewohnte Wohnung
- Ein nach unten offener Halbkreis und ein Kreuz darauf: kein Mann im Haus
- Ein waagrechter Strich und zwei senkrechte Striche: alte Leute
- Zwei übereinander liegende Rechtecke
- Zwei Kreise nebeneinander: Frau liebt Männer
- Ein waagrechter Strich: Hier gibt's nichts
- Eine gezackte Linie: bissiger Hund
- Ein liegendes Kreuz: Betteln verboten
- Ein Kreis mit zwei parallelen Linien darin: Leute rufen Polizei
- Ein durchgestrichener Kreis: Vorsicht, nicht vorsprechen oder nichts zu holen
- Ein senkrechter Strich und drei waagrechte Striche: Hier wohnt jemand von der Polizei
- Ein Kreis und zwei waagrechte Pfeile: Schnell abhauen
- Buchstabe „T“: Tagsüber einbrechen
- Buchstabe „N“: Nachts einbrechen
- Buchstabe „D“: Sonntags einbrechen (vom französischen Wort „dimanche“ für Sonntag)
Wo die Einbrecher-Zeichen angebracht werden
Die kleinen Gaunerzeichen sind meist sehr unauffällig an diesen Stellen zu finden:
- am Haus: an der Fassade, an der Haus-, Wohnungs- oder Terrassentür, am Fenster
- auf dem Briefkasten
- auf dem Gehweg vor dem Haus
- am Gartentor
- am Gartenzaun
- an der Garage
- im Eingangsbereich eines Mehrfamilienhauses
- auf der Fußmatte
Gut zu wissen: Hin und wieder klemmen potenzielle Einbrecher kleine Plastikstreifen und Werbeflyer in die Wohnungs- oder Haustür. So wollen Sie herausfinden, ob jemand zu Hause ist und die Tür regelmäßig geöffnet wird oder ob die Bewohner verreist sind und sich möglicherweise ein Einbruchversuch lohnt. Außerdem legen Kriminelle kleine Steine oder Zweige im Hauseingang ab. Andere drehen die Fußmatte um und beobachten, wie lange sie so liegen bleibt. Auch daraus leiten Einbrecher ab, ob jemand längere Zeit abwesend ist. Treten diese Merkmale auf, wird das Haus gerade für einen Einbruch ausspioniert und das sollte aufmerksam beobachtet werden.
Moderne Gaunerzinken: „Warchalking“
Viele Kriminelle haben sich heute auf „digitalen Einbruch“ spezialisiert. Dabei setzen sie auch auf das sogenannte „Warchalking“ (zusammengesetzt aus „War“ = Krieg und „Chalking“ = mit Kreide zeichnen). Dafür spionieren sie aus, an welchen Häusern offene und ungesicherte WLAN-Netzwerke zu finden sind. Diese kennzeichnen sie für andere Kriminelle mit halbkreisförmigen Symbolen an Laternenmasten, dem Straßenpflaster oder an Häusern. In den Codes sollen sogar Netzkennungen und Kennwörter verschlüsselt sein, um sich in geschlossene Netzwerke einzuwählen.
So können Einbrecher Heimnetzwerke einfach hacken und auf verschiedene Geräte zugreifen. Sind in einem Smart Home auch Alarmsysteme oder digitale Türschlösser mit dem Netzwerk verbunden, haben die Kriminellen auch darauf Zugriff und verschaffen sich so Zugang zum Haus. Diese Zeichen am Haus sind daher ein dringender Grund, sich intensiv mit der Sicherheit des eigenen Netzwerkes auseinanderzusetzen.
Beispiele für moderne Gaunerzinken
Offenes Netzwerk: zwei Halbkreise
Geschlossenes (privates) Netzwerk: ein Kreis
Tipp: Sichern Sie Ihr Heimnetzwerk mit komplexen Passwörtern (nicht mit voreingestellten) und halten Sie Ihr Betriebssystem immer aktuell. Nachts oder wenn Sie im Urlaub sind, sollten Sie das WLAN abschalten.
Gaunerzinken entdeckt: Das sollten Sie tun
Haben Sie ein verdächtiges Gaunerzeichen an Ihrem Haus, Briefkasten oder Grundstück bemerkt, fotografieren Sie es und wischen Sie es anschließend weg. Informieren Sie die Polizei über Ihre Beobachtung. Dasselbe gilt auch, wenn Sie seltsame Plastikstreifen in Ihre Wohnungstür eingeklemmt vorfinden. Verständigen Sie auch Ihre Nachbarn und halten Sie die Augen offen in der kommenden Zeit. Möglicherweise werden Sie gerade von Einbrechern ausspioniert.
Achten Sie auch auf folgende Aspekte – und wenden Sie sich an die Polizei, wenn Sie ein ungutes Gefühl haben:
- Unbekannte Fahrzeuge halten vor Ihrem Haus kurz an.
- Unbekannte Menschen fotografieren Ihr Haus.
- Fremde Personen versuchen sich unter fadenscheinigen Ausreden und möglicherweise mit gefälschten Ausweisen Zutritt zu Ihrem Haus zu verschaffen.
Wie Sie Ihr Haus oder Ihre Wohnung einbruchsicher machen, lesen Sie im nächsten Absatz.
Unsere Tipps: So schützen Sie Ihr Heim vor Einbrechern
- Sperren Sie die Haustür unbedingt ab – etwa über Nacht oder auch wenn Sie nur kurz aus dem Haus gehen.
- Schließen Sie die Fenster, wenn Sie nicht zu Hause sind. Gekippte Fenster beziehungsweise Terrassentüren sind geradezu eine Einladung für Diebe.
- Tauschen Sie in die Jahre gekommene Fenster und Türen aus. Einen guten Einbruchschutz bieten solche der Widerstandsklasse RC-2. Das bedeutet: Gelegenheitseinbrecher können mit einfachen Werkzeugen wie Schraubenzieher und Keil nicht ohne Weiteres ins Gebäude eindringen.
- Lassen Sie abends die Rollläden herunter. Sie sind eine zusätzliche Hürde für Einbrecher.
- Bringen Sie Bewegungsmelder an schlecht einsehbaren Stellen Ihres Grundstücks an.
- Bewahren Sie die Wohnungsersatz- und Autoschlüssel nicht in der Diele direkt im Eingangsbereich auf. Dies gilt insbesondere für sogenannte „keyless go“-Systeme moderner Fahrzeuge. Diese gehören in einen abgeschirmten Kasten.
- Verstecken Sie den Wohnungsschlüssel nicht unter der Fußmatte, einem Blumentopf oder Stein in der Nähe der Haustür. Solche Verstecke kennen Einbrecher.
- Entfernen Sie „Kletterhilfen“ wie Leitern, Kisten oder Rankgitter, damit Einbrecher nicht so leicht in obere Stockwerke gelangen.
- Bewahren Sie Wertsachen in einem Safe zu Hause auf. Besonders wichtige Dokumente, Gold und teuren Schmuck lagern Sie am sichersten in einem Schließfach bei Ihrer Bank.
- Informieren Sie Ihre Nachbarn, bevor Sie in den Urlaub fahren. Sie können fremde Personen auf Ihrem Grundstück ansprechen und Ihren Briefkasten leeren.
- Wenden Sie sich an eine kriminalpolizeiliche Beratungsstelle, wenn Sie wissen möchten, welche zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen für Ihr Haus sinnvoll sind. Fachleute in ganz Deutschland beraten Sie individuell.
- Weiteren Schutz kann eine Alarmanlage bieten, wenn sie mit Tür- und Fenster-Sensoren und Bewegungsmeldern ausgestattet ist.
Wichtig: Schließen Sie eine Hausratversicherung für den Fall ab, dass doch einmal etwas passiert. Bei einem Einbruchdiebstahl erstattet die Versicherung zumindest den materiellen Wert der beweglichen Gegenstände, die aus der Wohnung oder dem Haus entwendet wurden. Sie kommt zum Beispiel für den finanziellen Schaden an Möbeln, Büchern, Kleidung und Elektronik auf.
Häufige Fragen und Antworten rund um Gaunerzinken
Was sind Gaunerzinken?
Gaunerzinken sind grafische Zeichen, mit denen Kriminelle, Bettler und Hausierer bereits im 16. Jahrhundert kommunizierten. Sie zeichneten die international verständlichen Symbole auf Häuser oder ritzten sie in die Wände ein. Dabei hinterließen Sie Wegweiser, aber auch Hinweise auf Bewohner eines Hauses, wertvolle Gegenstände, die dort vermutet wurden, und Warnungen an Gleichgesinnte. Auch heute tauchen immer wieder Zeichen auf, die Verbrecherbanden zugeschrieben werden. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit eines Einbruchs dadurch nicht höher, wie die Polizei mitteilt.
Wie sehen Gaunerzinken aus?
Einbrecher-Zeichen sind meist sehr einfache Symbole, die aus Linien, Kreisen und Kreuzen bestehen. Mit Buchstaben werden manchmal Tageszeiten, zu denen Bewohner nicht zu Hause sind, angegeben.
Was bedeutet das Zeichen „Zwei waagrechte und drei senkrechte Striche“ in der Gaunersprache?
Es bedeutet: Hier gibt es Geld.
Ich habe einen Gaunerzinken an meinem Haus entdeckt: Was soll ich tun?
Gehen Sie in diesem Fall am besten folgendermaßen vor:
- Machen Sie ein Foto von dem Zeichen.
- Entfernen Sie das Symbol, damit sich mögliche Bandenmitglieder nicht daran orientieren können, falls es tatsächlich ein Gaunerzeichen ist.
- Wenden Sie sich an Ihre lokale Polizeistation und teilen Sie den Beamten mit, wo und wann Sie es entdeckt haben. Als Beweismittel können Sie der Polizei das Foto zukommen lassen.
- Informieren Sie Ihre Nachbarn über die Entdeckung, damit auch sie wachsam sind und auf fremde Personen in der Nähe des Grundstücks achten, die sich verdächtig verhalten.
Marlis Reisenauer, 07.08.2024